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1. Geschichte des Mittelalters - S. 3

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 3 Boden war wenig bearbeitet. Von Getreide baute man nur Gerste und Hafer. Üppige Weiden nährten Rindvieh und Pferde, die, wenn auch klein und unansehnlich, doch von trefflicher Art waren. Edle Obstbäume konnten nicht gedeihen, dagegen boten die Wälder wilde, eßbare Beeren mancherlei Art. Germanische Völkerstämme. Die Germanen führten ihre Abstammung auf ihre Götter zurück. Als Stammvater nennt Taeitus nach einer germanischen Volkssage den „von der Erde geborenen" Gott Tuisko und als dessen Sohn Mannus (den ersten Mann). Diesem schrieb man drei Söhne zu: Ingo, Jsto und Jrmin, nach welchen die Stämme Norddeutschlands Jngävonen, die „zunächst an dem Rhein" wohnenden Jstävonen, die Stämme Mittel- und Süddeutschlands Hermionen genannt wurden. Diese drei Hauptstämme zerfielen in mehr als 50 Einzelstämme, die jedoch nur lose zusammenhingen und während der Völkerwanderung zum Teil ineinander aufgingen. Auf der linken Rheinseite hatten sich die Triboker im Elsaß, die Nemster um Speier, die Vangionen um Worms, die Treuerer (Trierer) aus beiden Seiten der Mosel den Römern unterworfen, machten aber den thatenlosen Galliern (Kelten) gegenüber mit Stolz ihren germanischen Ursprung geltend. Unter Kaiser Augustus siedelten die rechtsrheinisch, den Treverern gegenüberwohnenden Ubier, die ebenfalls zu den Römern hielten, auf das linke Rheinuser und ließen sich im Gebiete des heutigen Köln nieder, wo ihre Hauptstadt 51 n. Chr. zur römischen Kolonie erhoben und als Geburtsort Agrippinas, der Tochter des Germanikus und Gemahlin des Kaisers Claudius, den Namen Colonia Agrippinensis erhielt. Das Rheindelta dagegen besetzten die Bataver. Auf der rechten Rheinseite wohnten: die Usipeter am Niederrhein, die Tenc-t er er den Ubiern gegenüber, die Brukt er er von der Lippe bis zur Ems, die Mars er im heutigen Münsterlande, die Sigambrer im Gebiet der Ruhr und Sieg, die streitbaren Chatten im Hessenlande, die tapfern Cherusker von der Weser bis zum Harz. Der Nordseeküste entlang wohnten von der Rhein- bis zur Emsmündung die Friesen, von da bis zur Elbe die Ch auken, in Holstein die Sachsen, nördlich davon die Angeln, in Jütland die Cimbern. Die im Osten wohnenden Stämme wurden unter dem Namen Sueben (die Schweifenden) zusammengefaßt. Dazu gehörten: die Langobarden auf der Westseite der unteren Elbe, die Semnonen im Gebiet der Havel und Spree, die Warnen in Mecklenburg; der Ostseeküste (dem suebischen Meere) entlang: die Heruler und Rugier

2. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1888 - Wiesbaden : Kunze
18 Aus der deutschen Vorzeit. zu unterwerfen. Da Cäsar den gleichen Plan verfolgte, so forderte er (58 v. Chr.) den germanischen Heerführer zu einer Unterredung auf, erhielt aber die stolze Antwort, wenn Cäsar etwas von ihm verlange, möge er zu ihm kommen. Cäsar eilte hierauf zu Ariovist und stellte ihm vor, er habe kein Recht, Gallien an sich zu reißen und als unumschränkter Herr daselbst aufzutreten. Allein Ariovist entgegnete ruhig: „Das Recht des Kriegs beanfpruche ich ebenso, wie es die Römer thun. Ich hindere die Römer in der Ausübung ihres Rechtes nicht, darf also billigerweise verlangen, daß sie mich in dem meinigen auch nicht stören." Der Krieg war deshalb unvermeidlich. Cäsar aber erstaunte nicht wenig, als er die Furcht seiner Soldaten und Hauptleute vor den riesigen Germanen bemerkte. Rasch ries er seine Soldaten zusammen, sprach ihnen Mut ein und erinnerte sie an Roms Siege bei Aix und Vercellä. „Und wenn das ganze Heer mich im Stiche läßt, so greise ich den i^eind mit meiner Leibwache, der zehnten Legion, an und werde mit ihr siegen oder sterben", schloß er drohend. Neuer Mut beseelte die römischen Krieger. Eines Tages erfuhr Cäsar, daß die deutschen Priesterinnen dem Ariovist warnend untersagt hatten, eine Hauptschlacht vor dem Neumond zu wagen. Sofort ließ er das Lager seines Gegners bei Mülhausen im Elsaß stürmen. Die Germanen wehrten den feindlichen Andrang nach Kräften ab, als sie aber sahen, daß sie nicht stand halten konnten, ergriffen sie schleunigst die Flucht in der Meinung, die Götter zürnten ihnen wegen des begonnenen Kampfes, und eilten an den Rhein. Viele ertranken im Strome; Ariovist selbst entkam auf einem Kahne und erschien nie wieder in Gallien. Cäsar wagte es nicht, die Flüchtigen zu verfolgen und in ihren dichten, undurchdringlichen Wäldern aufzusuchen. Er eroberte von 58—50 vor Chr. ganz Gallien, schlug auch zweimal Brücken über den Rhein, der damals Gallien von Germanien schied, aber mehr um die Germanen von einem Angriffe auf Gallien abzuschrecken, als um rechtsrheinische Eroberungen zu machen. Drusus und Tiberius. Unter der Regierung des Kaisers Augustus hatten dessen Stiefsöhne Drusus und Tiberius die Länder südlich von der Donau dem römischen Reiche unterworfen. Rhein und Donau bildeten jetzt die Grenze zwischen Germanien und Rom. Da aber die Germanen häufig über den Rhein setzten, die römischen Unterthanen beunruhigten und dann mit Beute reich beladen wieder in ihre Wälder zurückkehrten, so beschloß Drusus, sie in ihrem Lande auszusuchen und zur Ruhe zu zwingen. In vier Feldzügen wandte er steh m den fahren 12—9 v. Chr. zunächst gegen die Völkerstämme, welche

3. Geschichte des Mittelalters - S. 21

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 3. Die Schlacht im Teutoburger Walde 9 n. Chr. 21 einwärts zu locken und durch freundliches Benehmen in dem Wahne zu bestärken, daß seine Befehle überall gut aufgenommen würden. Varus hielt sich für sicher und schickte auf Hermanns und Sigis-mars Rat seine Truppen bald gegen Nachbarvölker, bald gegen Räuber, um die Zufuhr zu sichern. Unterdessen verständigte sich Hermann mit mehreren deutschen Stämmen. Als alles vorbereitet war, traf unerwartet bei Varus die Nachricht ein, es hätten sich einige entfernt wohnende Stämme empört. Varus gebot sofort den deutschen Fürsten, sich zu rüsten und ihn zu begleiten. Auch Hermann und Sigismar folgten ihm, entfernten sich aber dann wieder unter dem Vorwande, noch weitere Hilfe zu holen. Die Schlacht im Teutoburger Walde 9 n. Chr. Varus war trotz der Warnungen des Segest und anderer ihm treuergebener Fürsten sorglos bis zum Teutoburger Walde gelangt. Hier war der Marsch selbst in ruhigen Zeiten nicht ohne Mühe und Gefahr, und die Soldaten mußten sich mit Axt und Schaufel durch Wald und Sumpf Bahn machen. Jetzt gerieten die Römer plötzlich in eine furchtbare Lage. Mitten in Gebirgsschluchten, von dichtem Urwald umgeben, durch Wagen, Lasttiere, Weiber und Kinder, durch heftige Regengüsse und tobende Stürme, durch krachende Äste, stürzende Bäume, schlüpfrigen Weg und lauernden Verrat im Vorwärtsgehen aufgehalten, des Weges unkundig — sahen sie sich von allen Seiten von Feinden umringt, welche unter Hermanns Führung von den Höhen herab und durch dichtes Gehölz gegen sie vordrangen. Die Römer erlitten große Verluste und die Zahl der Feinde wuchs stündlich. Doch es gelang ihnen am ersten Abend noch, ein festes Lager aufzuschlagen, und Varus ließ die Wagen und das entbehrliche Geräte verbrennen; er konnte auch am folgenden Tage seinen Marsch noch fortfetzen und das dichtbewaldete, sumpfige Thal der Berlebecke unweit Detmold erreichen. Hier wurde es aber auf einmal hinter jeder Staude lebendig, jeder Baum schien feindliche Pfeile auf die Römer herabzuschütteln, der Sturm heulte, der Regen goß in Strömen — da sahen die Führer keine Möglichkeit, den Feinden zu entrinnen, und stürzten sich, nach dem Beispiele des Varus, in das eigene Schwert; die drei römischen Legionen wurden überwunden und vernichtet. Die Gefangenen opferten die Germanen entweder den Göttern zum Dank für die errungene Freiheit, oder sie schleppten die Unglücklichen zu harter Arbeit in die einzelnen Gaue. Am grausamsten verfuhr man mit den Schreibern und Anwälten, welche den Deutschen römisches Recht für das gute vaterländische hatten aufdringen wollen.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1888 - Wiesbaden : Kunze
24 Aus der deutschen Vorzeit. er Hilfe zu finden hoffte; allein der Kaiser Tiberius ließ ihm erwidern, man werde ihm sicheren und ehrenvollen Aufenthalt in Italien gewähren, wenn er bleiben wolle; finde er es anderswo erträglicher, so könne er ungestört abziehen, wie er gekommen sei. Marbod siedelte nach Ravenna über, wo er nach 18 ruhmlos verbrachten Jahren starb. Hermann war inzwischen einem Anschlage auf sein Leben glücklich entgangen. Ein Kattenfürst hatte dem römischen Senate angeboten, den gefährlichen Gegner zu vergiften. Aber diesmal siegte Roms Ehrlichkeit, und man wies das tückische Anerbieten mit herben Worten zurück. Nach Marbods Abzug versuchte Hermann die getrennten deutschen Völkerstämme mehr zu einigen, um sie gegen äußere Feinde stark zu machen. Zu diesem Zwecke wollte er die Gewalt der Edeln brechen, welche in ihm nur den Unterdrücker ihres Ansehens sahen und ihm vorwarfen, er strebe nach der Königsmacht. Dadurch wurde aber auch unter Hermanns Anhänger Mißtrauengesäet, und indem er fortfuhr, die germanischen Völkerbündnisse fester zu schließen, fiel er durch Verrat der eigenen Verwandten in seinem 37. Jahre. Die Thaten des edlen Befreiers vom Römerjoche lebten jedoch im Liede der Deutschen fort und gaben dem deutschen Volke Veranlassung zur Errichtung des Hermannsdenkmals auf der Grotenburg bei Detmold, das 1875 vollendet wurde. Trotzdem die Zwistigkeiten unter den Deutschen fortdauerten, blieb Deutschland frei mit Ausnahme eines Teiles im Südwesten, wo die Römer Rhein und Donau überschritten hatten und das Zehntland gründeten, das sie durch Kolonisten bevölkerten und gegen Einfälle der Deutschen durch den Pfahlgraben schützten, einen Grenzwall, der von der Donau (bei der Altmühlmündung) zum Main und um das Taunusland bis zur Lahnmündung sich hinzog. Sie legten in diesem Lande feste Plätze an, hoben den Ackerbau und verbreiteten römische Kultur und römischen Luxus. An der ganzen Grenze gegen Deutschland wurden Kastelle errichtet, aus welchen allmählich Städte aufblühten, im Rheingebiet: Bregenz, Konstanz, Straßburg, Mainz, Bingen, Koblenz, Trier, Bonn, Köln, Xanten; im Gebiet der Donau: Augsburg, Passau, Regensburg, Salzburg, Wien. In diesen Städten faßte um 100 n. Chr. das Christentum Wurzel, und die Kultur verbreitete sich weiter in das Innere Deutschlands. 9tngriffsfricge gegen Rom. Während sich Rom in der Kaiserzeit, wo die Volkskraft unter zunehmender Sittenverderbnis erschlaffte, darauf

5. Geschichte des Mittelalters - S. 17

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 3. Die ersten Kämpfe zwischen Germanen und Römern. 17 und begaben sich deshalb wieder nach Gallien. Hier kamen sie mit den Teutonen zusammen, welche vom Niederrhein ausgewandert waren. Beide Völkerschaften verlangten nun von den Römern Wohnsitze und versprachen ihnen dafür Beistand in ihren Kriegen. Aber die Römer versagten diese Bitte. Daher beschlossen die Germanen nach einem bestimmten Plane von zwei Seiten aus in Italien einzufallen. Die Cimbern zogen nach den Ostalpen zurück, um über die Pässe derselben in die Poebene zu gelangen; die Teutonen, welchen sich noch die keltischen Ambronen anschlossen, beabsichtigten, südlich der Seealpen nach Italien zu ziehen. Gegen sie führte der römische Konsul Marius ein Heer aus Italien an die Rhone, wo es der Überlegenheit der römischen Kriegskunst gelang, den Teutonen bei Aquä Sextiä (Aix) 102 v. Chr. eine vollständige Niederlage zu bereiten. Darauf eilte Marius nach Oberitalien zurück, wo die Cimbern bereits erschienen waren und den Konsul Catulus zurückgedrängt hatten. Als die Cimbern für sich und die Teutonen Wohnsitze verlangten, lief? ihnen Marius durch die gefangenen Häupter der Teutonen den Untergang der Teutonen melden. Hieraus kam es zur Schlacht bei Vercellä in Piemont 101 v. Chr., wo die Cimbern ebenfalls erlagen. Aber trotz der Siege war der Schrecken groß, ^6r durch das Erscheinen des neuen Feindes in Rom entstanden war. Erstaunen erregten die Schilderungen der Römer von den hochgewachsenen, kräftigen Gestalten der Germanen mit den blauen Augen und dem lang herabwallenden blonden Haupthaar, von ihrer Tapferkeit und Ausdauer, aber auch von der Kühnheit und dem Todesmut der Frauen, welche mit ihren Kindern auf Wagen dem kriegerischen Zuge folgten und mit Streitäxten auf die Feinde ein-hieben, wenn diese der Wagenburg sich näherten. Die Furcht vor den Germanen war in Rom so allgemein, daß römische Mütter mit dem Namen der Cimbern und Teutonen ihre Kinder zum Gehorsam und zur Ruhe brachten. Selbst nach dem Siege Roms über diese germanischen Völker blieb das furchtbare Kriegsgeheul der Cimbern und Teutonen noch lange den Römern im Gedächtnis. 6äsar und Ariovisi. Auch Cajus Julius Cäsar lernte während seines Aufenthaltes in Gallien die Germanen kennen, welche nicht selten die User des Rheins überschritten und von den Galliern für unüberwindlich.gehalten wurden. Damals war gerade Ariovist, der Heerkönig der Sueven, von den gallischen Äduern gegen die Sequaner zu Hilfe gerufen worden. Er war über den Rhein gegangen, hatte sich ein großes Gebiet erobert und trachtete darnach, sich ganz Gallien Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Sbecf. 2

6. Geschichte des Mittelalters - S. 19

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 3. Die ersten Kämpfe zwischen Germanen und Römern. 19 zwischen Rhein, Weser und Elbe wohnten, drang siegreich bis zur Elbe vor, gründete an der Lippe die Festung Ali so, das heutige Elsen nahe bei Paderborn und legte links und rechts am Rhein 50 Kastelle an, die teilweise zu festen Städten erweitert wurden. Im Jahre 9 zog Drusus über die Weser bis zur Elbe. Hier trat ihm eine Frauengestalt von übermenschlicher Größe entgegen und sprach: „Wohin eilst du, unersättlicher Drusus? Alles dies zu schauen ist dir vom Schicksal nicht bestimmt; eile von hier, deiner Thaten und Tage Ziel ist nahe." Der Winter nötigte die Römer zum Rückzug. Unterwegs stürzte Drusus vom Pferde, brach den Oberschenkel und wurde krank ins Lager nach Aliso gebracht, wo er bald darauf starb. Seine Leiche führten die Soldaten im Trauerzuge nach Mainz. Tiberius setzte das Werk des Drusus fort. Er benutzte die Zwietracht unter den Deutschen, und es gelang ihm durch List, Überredung und Bestechung, den Westen Germaniens vom Rhein bis zur Elbe zur Unterwerfung zu bringen, woraus daselbst eine römische Statthalterschaft errichtet wurde. Kaufleute erschienen nun mit köstlichen Waren, tauschten und handelten und gewöhnten manchen Ger-manen an früher nie gekannte Bedürfnisse. Deutsche kriegslustige Jünglinge nahmen Kriegsdienste bei den Römern, errangen sich Ehrenzeichen und hohe Stellen und empfanden keinerlei Mißfallen, als sie die kaiserliche Leibwache zu bilden auserlesen wurden. Viele germanische Fürsten erhielten das römische Bürgerrecht und waren stolz darauf; doch bald sollte es sich zeigen, wie gefährlich diese Annäherung der freiheitsliebenden Germanen den Römern wurde. Marbod. Ein angesehener Markomannenjüngling, Namens Marbod, hatte sich in Rom ausgebildet und die Achtung des Kaisers zu erwerben gewußt. Als er aber in seine Heimat zurückgekehrt war, faßte er den Gedanken, ein mächtiges Reich zu stiften, welches den Römern widerstehen könne. Darum brach er mit seinen Stammes-genossen auf und gründete sich in dem keltischen Bojerland, in Böhmen eine Herrschaft. Diese erschien den Römern aber sehr bedenklich, und Tiberius erklärte im Senate, Philipp von Macedonien sei sür Athen und Pyrrhus für Rom nicht so gefährlich gewesen, als Marbod jetzt für Rom. Daher wurde ihm der Krieg erklärt. Allein ein gewaltiger Aufstand in Dalmatien und Pannonien (Ungarn) zwang die Römer zum Frieden, welchen der unpatriotische Marbod bereitwillig annahm, da es ihm jetzt für eine beneidenswerte Ehre galt, Freund und Bundesgenosse des römischen Volkes zu heißen. Varus. Gerade als man sich in Rom anschickte, diesen glücklichen 2*

7. Geschichte des Mittelalters - S. 20

1888 - Wiesbaden : Kunze
20 Aus der deutschen Vorzeit. Ausgang des Krieges zu feiern, langte eine höchst unerwartete Trauerbotschaft bei Hofe an. Die Römer waren in Germanien seit längerer Zeit bestrebt, die Bewohner allmählich römischen Sitten und Gesetzen zuzuwenden. Die Germanen fügten sich auch der neuen Lebensweise, kamen auf die Märkte und pflogen friedlichen Umgang mit den Römern, ohne jedoch die Sitten der Väter, die Gebräuche des Landes, die Liebe zur Freiheit und zu den Waffen zu verleugnen. Als Kaiser Augustus den Quinctilius Varus, welcher in Syrien Statthalter gewesen war und sich durch Erpressungen aller Art bereichert hatte, in jene Gegenden schickte, versuchte derselbe, die Germanen rasch zu römischen Unterthanen umzubilden. Er bezog mit drei der besten römischen Legionen im Lande der Cherusker unweit Minden an der Weser ein Lager, welches den Mittelpunkt der römischen Niederlassungen bilden sollte. Es war angefüllt mit römischen Beamten, Advokaten, Kaufleuten, Weibern, Kindern und Kriegern. Hierher berief Varus die deutschen Fürsten wie an ein Hoflager des Kaisers, hierher verlegte er die Märkte, hier hielt er Gericht und schlichtete nach römischem Rechte, in römischer Sprache und mit römischen Anwälten die Streitigkeiten der Germanen. Zudem erpreßte er, wie von Unterthanen, Tribut, verhängte öfters entehrende Strafen, z. B. Rutenstreiche, und vollzog zuweilen auch Todesurteile. Diese Anmaßung kränkte das Freiheitsgefühl der Germanen, empörte Fürsten und Volk und erfüllte sie mit unauslöschlichem Hasse gegen die fremde Zwingherrschaft. Leider ergriffen aber viele edle Germanen aus eigennütziger Absicht Roms Partei, vor allen ©egest, aus dessen Gebiet das römische Lager stand. Er fühlte sich geschmeichelt, daß er das römische Bürgerrecht und sein Sohn eine Priesterstelle erhalten hatte. Hermann. Ganz anders dachte Hermann oder, wie ihn die Römer nannten, Arminius, ein Cheruskerfürst, der Sohn des Sigis-mar, dessen Gebiet rechts von der Weser lag. Hermann war ein schöner, kräftiger und tapferer Jüngling, von raschem Sinne und hoher Geisteskraft. Wie Marbod, hatte er in Rom sich geistig und körperlich ausgebildet und in den römischen Kriegen so hervorgethan, daß der Kaiser ihm nicht nur das römische Bürgerrecht, sondern auch die Ritterwürde verlieh. Aber Hermann bewahrte dabei dem Heimat-lande seine Liebe, Treue und Ehre. Als er an die Weser zu den ©einigen zurückgekehrt war, bemerkte er die Bedrückungen seiner Landsleute. Seitdem strebte er nach dem hohen Ruhme, sein Vaterland zu befreien. Er suchte vor allem den römischen Statthalter land-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 22

1888 - Wiesbaden : Kunze
22 Aus der deutschen Vorzeit. Das Haupt des Varus schickte Hermann dem Marbod zu, welcher es nach Rom sandte. Rom erschrak gewaltig, als die unerwartete Kunde vom Untergänge des Varus und seiner Legionen einlief. Schon fürchtete Kaiser Augustus für die Erhaltung des Reichs, er zerriß sein Gewand, rannte wider die Thüren und rief wiederholt aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Seine deutsche Leibwache verlegte er von Rom nach Korsika und beruhigte sich erst, als er sah, daß die Germanen den Rhein nicht überschritten. §. 4. Fortsetzung ller äampfe. lemianns iintt Hatims §nd>. Während Hermann Feuer und Flammen auf die römischen Häupter schleuderte, diente sein eigener Bruder Flavus den Römern und geriet darüber mit ihm in tiefen Zwiespalt. Auch Segest haßte den jungen Cheruskerfürsten und bewies sich als einen lauten Verehrer Roms und seiner Herrschaft. Hermann hatte nämlich schon vor der Varusschlacht bei Segest um dessen treffliche Tochter Thusnelda angehalten, die ihm zugethan war, Segest hatte sie ihm aber verweigert. Hermann hatte deshalb Thusnelda entführt und sie als eheliches Weib heimgebracht. Darüber ergrimmt, hatte Segest den Cherusker zu verderben getrachtet und ihn bei Varus verdächtigt, aber nie Glauben gefunden. Auch nach der Niederlage des Varus nährte Segest unversöhnlichen Groll gegen seinen Eidam, überfiel denselben und schlug ihn in Ketten. Aber Hermann wurde bald wieder befreit. Nun raubte der tückische Gegner Thusnelda ihrem Gemahle und bewachte sie sorgsam im väterlichen Hause. Da forderte Hermann seine Freunde zur Rache gegen Rom und Segest auf. Dieser sandte Eilboten an die Römer über den Rhein und ersuchte sie dringend um Beistand. Als Tiberius 14 n. Chr. römischer Kaiser geworden war, ließ er durch den von ihm adoptierten, ältesten Sohn seines Bruders Drusus, Germanikus, den Kampf gegen die Germanen von neuem aufnehmen, um die römische Waffenehre daselbst wiederherzustellen. Germanikus machte 14—16 n. Chr. vom Rheine aus drei Züge gegen die Germanen. Er überfiel zuerst die Marser, dann drang er bis zum Teutoburger Wald vor, wo er die Gebeine der unter Varus gefallenen Römer bestattete. Als Hermann mit den unterdessen vereinigten Cheruskern, Chatten und Brukterern erschien, zog Germanikus nach dem Rhein zurück. Im folgenden Jahre brach er zum drittenmal auf, diesmal mit feiner ganzen Heeresmacht (100 000 Mann)

9. Geschichte des Mittelalters - S. 23

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 4. Fortsetzung der Kämpfe. Hermanns und Marbods Ende. 23 und unterstützt von einer aus 1000 Schiffen bestehenden Flotte, welche von der Nordsee her in die Ems einfuhr. Diesem Heere erlagen die Germanen in zwei Schlachten, bei Jdistavlso unweit Rinteln und am Steinhuder Meer. Hermann selbst war im Kampfe verwundet worden und wurde nur durch die Schnelligkeit seines Rosses gerettet. Dennoch mußten die Römer sich wieder an den Rhein zurückziehen: Kaiser Tiberius, eifersüchtig auf die Erfolge des Germanikus, rief diesen ab und sandte ihn später nach dem Orient, wo er (19 n. Chr.) an Gift starb. Thusnelda, Hermanns Gemahlin, war durch ihren eigenen Vater dem Germanikus ausgeliefert worden. Dieser führte sie als Gefangene mit sich. Ernst und stolz, nicht zu Thränen erniedrigt, nicht flehend, sondern gesenkten Blickes, die Hände auf der Brust gefaltet, folgte sie mit ihrem Vater dem Sieger über den Rhein. Hermann sah seine unglückliche Gattin nie wieder: sie wurde nach Rom geführt und mußte mit ihrem unmündigen Knäblein Thumäikus (17 n. Chr.) den Wagen des triumphirenden Germanikus schmücken. Si>on hier wurde sie nach Ravenna gebracht, wo sie hochgeachtet und tief bemitleidet ihren Gemahl überlebte. Tiberius hatte in feinem Abberufungsschreiben dem Germanikus erklärt, der römischen Rache sei Genüge geschehen, und man könne die Cherusker und Markomannen durch innere Zwistigkeiten sich aufreiben lassen. Zwei Jahre nach dem Abzüge der Römer aus Deutfch-and brachen unter den Deutschen auch bedenkliche Streitigkeiten aus. Hermann und Marbod waren nämlich Häupter verschiedener Völkerbündniffe geworden, der Cherusker und Markomannen, sie waren aber auf entgegengesetzten Wegen zu ihren hohen Stellungen gelangt: Hermann durch die freie Wahl der Krieger, Marbod durch den Anhang der Fürsten und den Schutz der Römer. Hermann strebte, feinem Vaterlande Freiheit und Wohlfahrt zu verschaffen, Marbod trachtete nach unumschränkter Alleinherrschaft. Dies gab Veranlassung, daß zwei Völkerstämme, die Semnonen und Langobarden, vom Markomannenbunde sich lossagten und zu den Cheruskern traten. Hermann und Marbod waren als mächtige und tapfere Heerführer gleich geachtet; aber jener war als Vorkämpfer der Freiheit ein Liebling des Volkes, dieser wegen des angenommenen Königstitels ein Gegenstand des Haffes. Tie Zwistigkeiten und Eifersüchteleien gingen allmählich von den Führern auf die Völker über und brachen endlich in offenen Krieg aus. Marbod unterlag und wurde durch den Goten Catwalda vertrieben. Er wandte sich nach Rom, roo

10. Geschichte des Mittelalters - S. 25

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 1. Auftreten der Hunnen und Gründung german. Reiche. 25 beschränkte, die Grenzen gegen die Germanen festzuhalten, regte sich dagegen in dem jugendfrischen germanischen Volke, dem die Zukunft gehörte, ein mächtiger Thatendrang, der dem römischen Reiche immer gefährlicher wurde. 69 n. Chr. erhoben sich am Niederrhein die B a t a v e r unter Claudius Civilis, verbunden mit Friesen, Brukterern und Tenchterern. Eine Priesterin leitete durch ihre Prophezeiungen die Unternehmungen, und sie drangen tief in Gallien ein, wo sie zuletzt der Römermacht unter Vespasian erlagen. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. wurden die römischen Donauprovinzen durch die Markomannen und Quaden bedroht, und nachdem der römische Kaiser Marcus Aurelius gegen sie unglücklich gekämpft hatte und in Wien gestorben war, mußte sein Sohn Commodus (180) von den Reichsfeinden den Frieden erkaufen. Die einzelnen germanischen Stämme vereinigten sich jetzt zu größeren Volksgenossenschaften, drängten nach Süden und Westen und steigerten durch gemeinsame Angriffe die Zerrüttung in dem morschen Römerreiche. §. 5. Sie $eif tsec lötformanifemiig. 1. Das Auftreten der Hunnen und die Gründung germanischer Reiche. Völkerbündnisse. Im dritten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung treten in Deutschland vier mächtige Völkerbündnisse auf, welche für die Folge große Bedeutung erlangten: 1) Der Bund der Alemannen zwischen Main und Donau; dieses waren suevische Völkerschaften, welche aus dem Osten Deutschlands bis zum Zehntland vorgedrungen waren, das ihnen die Römer nach vergeblichen Kämpfen räumen mußten; 2) der Bund der Franken am Unterrhein und an der Nordsee, aus Chatten, Batavern, Sigambrern rc. gebildet, welche das nördliche Gallien heimsuchten; 3) der Bund der Sachsen in Niederdeutschland, westlich der Elbe, welche zur See mächtig wurden und in Gallien und Britannien einfielen; 4) der Bund der Goten, welche ihre Sitze an der Ostsee verließen , um sich in der Nähe des schwarzen Meeres niederzulassen, wo sie ein mächtiges Reich gründeten. Dasselbe war so bedeutend geworden, daß um 367 sich die Nation auf immer in zwei Stämme teilte: 1) in die Ostgoten am schwarzen Meere unter Hermanrich;
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